Kindern in Alkoholikerfamilien helfen
Das Selbstvertrauen von Kindern in Alkoholikerfamilien ist oft gefährdet, da sich das wechselhafte Verhalten des alkoholabhängigen Elternteils vorwiegend ambivalent gestaltet. Ein Misstrauen gegenüber den eigenen Gefühlen entwickelt sich. Die Enthüllung und Aufklärung der Alkoholkrankheit des süchtigen Elternteils durch Dritte kann dabei behilflich sein, sich selbst nicht schuldig für die Probleme zu fühlen und darüber beschämt zu sein.
Innerhalb der familiären Beziehungen lernen die Kinder Rollenmodelle, die von der Alkoholsucht bestimmt sind. Andere Beziehungsbilder sind ihnen fremd. Sie sollten deshalb die Chance haben, durch Erlebnisse in „gesunden“ Familien (z.B. bei Freunden und Schulkameraden), dass es auch andere Regeln und Normen gibt, die von Wertschätzung und Interesse für die geliebten Verwandten und Mitmenschen geprägt sind. Diese neuen Perspektiven helfen ihnen, das eigenen Rollenverhalten und das der eigenen Familie kritischer zu betrachten. Gestörte Beziehungsmuster und Abhängigkeiten in späteren Beziehungen können dadurch verhindert werden.
Dem Kind sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich selbst als produktiv und wirksam zu erleben. Hierbei sehe ich eine Parallele zum Konzept der Selbstwirksamkeit von Bandura (1986), das er zum zentralen Bestandteil der sozialen Lerntheorie ausgearbeitet hat. Danach ist Selbstwirksamkeit die „Überzeugung, daß man in einer bestimmten Situation die angemessene Leistung bringen kann. Dieses Gefühl einer Person bezüglich ihrer Fähigkeiten beeinflußt ihre Wahrnehmung, ihre Motivation und ihre Leistung auf vielerlei Weise.“ (Bandura 1986, zit. nach Zimbardo 1995). Die Selbstwirksamkeitserwartung wird durch Lob und Bestätigung gefördert.
Durch Spielen und Experimentieren kann das Kind die Fähigkeit lernen, originelle und ungewöhnliche Einfälle zu entwickeln und sie produktiv umzusetzen. Diese Fertigkeiten helfen ihm schöpferisch und phantasievoll seine inneren Empfindungen auszudrücken. Dieser Ansatz erinnert mich an die Gestalttherapie, in deren Vordergrund Deutungen und Übungen stehen, die die sinnliche Wahrnehmung und Körpergefühle verstärken sollen. „Über das körperliche und seelische Erleben wie kognitive Einsichtsprozesse wird eine Integration des Selbst angestrebt.“ (Dorsch – Psychologisches Wörterbuch, 1998).